Geschichtliches
aus der Ortschaft Glinstedt
Hügelgräber liegen auf dem Falkenberg und am Rhader Weg, Urnenfriedhöfe auf dem Holzfeld und dem Steinberg.
Der Steinberg, eine hohe Moräne, die mit 41 m über Normal Null eine der höchsten Erhebungen der Umgegend von Glinstedt ist und einen weiten Rundblick über die Moorniederung gewährt, soll in heidnischer Zeit eine Kultstätte gewesen sein.
Auch bei Glinstedt hat man nach dem Glindesmoor des Adam von Bremen gesucht, worin sich die Normannenschlacht von 994 abgespielt haben soll. Es ist jedoch anzunehmen daß der alte Name in der Bezeichnung Glind-Moor für das Moor bei Glinde und Oerel erhalten blieb.
Von Glyndesete zu Glinstedt
1230 :
Glinstedt gehört zu den Besitzungen des Grafen von Hoya und heißt damals Glinsete und Glyndesete, was soviel bedeutet, wie Wohnstätte an einem Glint, einer aus Pfahl oder Plankenbau bestehenden Einfriedung, vielleicht auch Landwehr.
Die "voghedye" (Vogtei unter Verwaltung) in Glinstedt untersteht dem Hoyaer Vasallen, Hinrik von Ochtenhusen. Zu gleicher Zeit ist Hinrik von Zattenhusen Inhaber eines Lehnhofes in Glinstedt (glinsede).
1280 :
Hinrick von Huginge, ist vom Grafen von Hoya mit Gütern in Glinstedt belehnt. Zu dieser Zeit bezog die Verdener Kirche den Zehnten von den Glinstedtern.
1473 :
Hinrich von Glinstedt bebaut einen Hof in Rhade.
1648 :
Schweden erhält im "Westfälischen Frieden" die Herzogtümer und Verden und Bremen, zu denen damals auch Glinstedt gehört.
1715 :
Das Kurfürstentum Hannover erwirbt die Herzogtümer Bremen und Verden von Schweden.
Im 16. bis 18. Jahrhundert werden folgende Einwohner von Glinstedt genannt:
Cordt Meyer 1542, Hinrich, Harmen und Arndt Wintke (Wintjen) und Bosche und Hinrich Meyer (1581). Im Güterverzeichnis des Johann von Issendorff 1594 sind diese Höfe in Glinstedt ebenfalls genannt. Sie gehören dem Adeligen von lssendorff, dem die Einwohner ihren Zehnten liefern müssen. Der Glinstedter See wird ebenfalls in dem Güterverzeichnis erwähnt.
1791 :
Glinstedt gehört zur Landschaft Bremen, Gericht Ottersberg und zur Kirche Rhade.
Cord von Drentwedel und Clauweß Schor, Otto Kücks, Johann, Jakob und Peter Caers (Kahrs). Lütje Meyer, Harmen Kahrs, Harmen Rugen, Harm Seger und Marcus Prigge werden als Einwohner von Glinstedt genannt.
1803 :
Napoleon läßt das Kurfürstentum Hannover besetzen, und verspricht es den Preußen
1806 :
In Glinstedt wird eine Schule gebaut. Das Gebäude bestand bis 1903.
1807 :
Das Kurfürstentum Hannover gehört größtenteils zum napoleonischen Königreich Westfalen.
1806 :
Hannover wird zum Königreich
1823 :
Die Gerichtsbarkeit Hanstedt wird aufgelöst.
Der Glinstedter See, dessen Bett noch heute zu erkennen ist, wird 1823 durch den sogenannten Krähengraben zum Barkhäuser Kanal abgelassen.
1831 :
In Hannover erscheint das sogenannte Ablösungsgesetz.
Bisher sind die Glinstedter Bauern nicht die Besitzer der durch sie bewirtschafteten Höfe und Ländereien, sondern Meier oder Pächter des adeligen Gutes in Hanstedt, dem sie zinspflichtig sind.
So müssen die Meier nicht nur am 10.November eines jeden Jahres den Korn- und Schmalzzehnt abliefern sondern auch Hand und Spanndienste bei dem Gutsherren leisten.
Das neue Hannoversche Gesetz verspricht nun, daß jeder Bauer seine Meierstelle freikaufen kann, allerdings nur zum 25 fachen des jährlichen Grundzinsbetrages.
Um die enorme Summe aufbringen zu können, schließen sich die Glinstedter Bauern zusammen und leihen sich von finanzkräftigen Geldgebern die Ablösesumme.
Die Glinstedter Tegtschün (Zehntscheune) wird gebaut in welche die Schuldner in der folgenden Zeit Ihren Kornzehnt bringen, gemeinschaftlich verwalten und schließlich verkaufen. Mit dem Erlös des Getreides werden Jahr um Jahr die Schulden abgetragen.
1850 :
Nachdem man die Tegtschün nicht mehr benötigt, wird sie abgerissen. Nur der Schlüssel bleibt als Andenken erhalten
1855 :
Nach der Kreisziehung gehört Glinstedt zum Amt und Landkreis Zeven
1866 :
Das Königreich Hannover wird von Preußen besetzt und nach der Niederlage von Österreich von Preußen annektiert.
1900 :
Beginn der Kultivierungsarbeiten in dem Gebiet das später Forstort-Anfang heißen wird.
1901 :
In Glinstedt wird eine Pflichtfeuerwehr gegründet
1903 :
Glinstedt erhält ein neues Schulgebäude an der Ecke Zevener Straße/Falkenbergstraße
1915 :
Beginn der ersten Ausführungsarbeiten bei Forstort-Anfang.
1919 :
Nach dem ersten Weltkrieg beginnt der Ausbau der Dörfer mit der Versorgung durch elektrischen Strom.
Sylvester 1919 ist für Glinstedt ein denkwürdiger Tag. In den Häusern brennen zum erstenmal die elektrischen Glühbirnen. Die Zeit der Petroleumlampen ist vorbei.
1924 :
Ein zweites Schulhaus wird auf dem Schulgrundstück errichtet
Die ersten beiden Siedlungsstellen in Forstort-Anfang werden übergeben.
1934 :
Übergabe von 16 Siedlerstellen an die ersten Forstort-Anfänger.
Aufbau der Siedlung Forstort - Anfang.
Die Siedlungshäuser werden einheitlich erstellt.
Hinter den Seeholz wird ein Reichsarbeitsdienstlager gebaut.
entsteht ein neuer Ortsteil
1935 :
Die Feuerwehr errichtet einen Schlauchtrockenturm aus Holz und schafft die erste Motorspritze an
1936 :
Die Freiwillige Feuerwehr Glinstedt wird gegründet und löst somit die Pflichtfeuerwehr ab.
1939 :
Das Reichsarbeitsdienstlager dient es als Auffanglager für ein Baubataillon, welches später nach Schleswig - Holstein verlegt wird.
Während des 2. Weltkrieges befindet sich auf dem Holzfeld zeitweilig eine Scheinwerferstellung. Ferner ein Übungsschießstand für eine 2cm Flak. Soldaten üben hier das Schießen auf einen Luftsack der als Zielobjekt dient und von einen Flugzeug gezogen wird.
1943 :
Immer öfter wimmelt es am Himmel über Glinstedt von britischen und amerikanischen Bombergeschwadern, die bei Sonnenschein wie hunderte von kleinen Silberfischchen flimmern, des nachts hört man nur das Brummen der vielen mächtigen Sternmotoren. Bei den Angriffen im Rahmen der "Operation Gomorrha" auf Hamburg, am 27. und 28.07.1943, wird am 28. Juli um 1:55 Uhr über Glinstedt ein 4 motoriger englischer Bomber vom Typ Lancaster durch Nachtjäger abgeschossen. Der Rumpf stürzt beim Seeholz in einer Weide ab und brennt völlig aus, 3 tote Besatzungsmitglieder werden im Moor gefunden und auf den Friedhof bestattet. Sie werden nach dem Kriege nach England überführt.
1944 :
Obwohl Glinstedt bislang von gezielten Luftangriffen verschont ist, wird das Schulgebäude im August Opfer eines Luftkampfes zwischen Deutschen Jagdflugzeugen und englisch-amerikanischen Luftverbänden. Ein von einem Kampfflugzeug abgeworfener Zusatztreibstofftanks schlägt dicht neben dem Gebäude auf. Nach dem Aufprall kommt es zu einer Verpuffung des Resttreibstoffs, durch welche die Schule zunächst abgedeckt wird und dann in Brand gerät. Von der Schule bleibt nur eine Ruine übrig.
In Frühjahr kommen die ersten Flüchtlinge aus den Ostgebieten nach Glinstedt. Sie werden überall in den Häusern von Glinstedt und Forstort-Anfang untergebracht.
Acht Tage vor Beginn des Waffenstillstands beginnt am 1.Mai der Beschuß der Ortschaft Glinstedt durch englische Granatwerfer. Der Beschuß dauert vom 1. bis 3. Mai, in dessen Verlauf nach englischen Angaben 7400 Sprenggranaten auf Glinstedt abgefeuert werden. Grund für dieses Trommelfeuer sind zwei deutsche Panzer die von Glinstedt aus unter fortwährendem Stellungswechsel die herannahenden Britischen Soldaten beschießen, und so ein gefährliches Widertandsnest vortäuschen.
Durch den Beschuß werden fast alle Gebäude Glinstedts stark beschädigt. Obwohl sich der größte Teil der Bevölkerung rechtzeitig in Nachbardörfer oder in den ungefährdeten Bruch flüchten, und alle zurückgebliebenen Keller und Bunker aufsuchen, werden zwei Einwohner getötet und zwei verwundet.
Während des Krieges stellt das kleine Dorf von rund 500 Einwohnern 100 Soldaten, davon kehren 41 nicht mehr zurück (32 Gefallene und 9 Vermißte).
1949 :
Die Firma Johann Brockmann aus Gnarrenburg eröffnet die Buslinie Gnarrenburg - Zeven. Jetzt besteht auch für Schüler die Möglichkeit eine höhere Schule in Zeven zu besuchen und für die Einwohner die Möglichkeit in Zeven zu arbeiten und einzukaufen.
Im Herbst wird der Weg zur Siedlung Forstort-Anfang planiert, was eine erhebliche Verbesserung der Wegverhältnisse bedeutet.
1951 :
Durch Notstandsarbeit erfolgt der Ausbau des Rummeldeys- Beek, sowie der Gräben im Kartoffelmoor und hinterm See. Beim Steinberg (Osterfeuerberg) beginnt der Abbau von Kies und Sand.
1959 :
Im Herbst verlegt die Firma Johann Brockmann Worpswede ihr Werk nach Glinstedt und beginnt mit dem Bau eines Kalksandsteinwerkes beim Seeholz.
1960 :
Beginn der Produktion von Kalksandsteinen .
1967 :
Heinz Schmitz baut in Glinstedt eine Sägerei auf, aus der im Laufe der Jahre ein großes Unternehmen für den Landhausbau wird.
1963 :
Beitritt zum Wasserversorgungsverband Bremervörde
1970 :
Glinstedt wird Mitglied der Samtgemeine Zeven.
Mit dem Ausbau der Straße nach Augustendorf und Aufstufung als Kreisstraße wird die Nord-Süd - Verbindung Bremervörde Glinstedt vollendet.
1970/72 :
Bau der Friedhofskapelle.
1974 :
Glinstedt wird Mitglied der Samtgemeinde Gnarrenburg. Die Glinstedter Schule wird aufgelöst. Glinstedt fällt in das Schuleinzugsgebiet von Karlshöfen und Gnarrenburg.
1974 :
Im Zuge der Verwaltungs- und Gebietsreform entsteht die EinheitsgemeindeGnarrenburg im Landkreis Bremervörde und Regierungsbezirk Stade. Die Gemeinde entsteht aus den folgenden ehemals selbstständigen Gemeinden:
- Augustendorf
- Barkhausen
- Brillit
- Fahrendorf
- Findorf
- Glinstedt
- Gnarrenburg
- Karlshöfen
- Klenkendorf
- Kuhstedt
- Kuhstedtermoor
- Langenhausen
1977 :
Die Gemeinde Gnarrenburg und damit der Ortsteil Glinstedt kommen im Rahmen der Gebietsreform zum Landkreis Rotenburg/Wümme und zum Regierungsbezirk Lüneburg.
1982 :
Die Feuerwehr Glinstedt erhält ihr neues Feuerwehrgerätehaus.
1984 :
Die alte Schule wird für Aktivitäten der Gemeinde und der Dorfgemeinschaft umgebaut.
Auch der Kinderspielkreis findet hier sein neues Zuhause.
2001 :
Glinstedt hatte 622 Einwohner;
Glinstedt erscheint unter www.glinstedt.de im Internet.
Mariechen Schomaker, die seit 1951 die Glinstedter Glocke läutete, übergibt ihr Amt an Margarete Geils.
Nach 20 Jahren scheidet Helmut Gieschen aus dem Amt des Glinstedter Ortsbürgermeisters aus.
Neuer Ortsbürgermeister seit dem 14.11.2001 ist Detlef Cordes.
2002 :
Vorbereitungen der Renovierungsarbeiten an der alten Schule.
Beginn der Umbaumaßnahmen an der Teichkläranlage.
2003 :
Renovierung der alten Schule in Eigenleistung durch die Glinstedter.
Renovierung und Umbau des Kinderspielkreises in Eigenleistung durch die Glinstedter.
Erweiterung des Feuerwehrhauses in Eigenleistung der Glinstedter Feuerwehr.
Reparatur der Glinstedter Betglocke aus den Mitteln einer Spendenaktion.
Fertigstellung des Umbaus der Teichkläranlage in eine rein biologisch arbeitende Pflanzenbeetanlage.
2004 :
Elf Glinstedter und Forstort-Anfanger Landwirte gründen die Biogasanlagefirma »Glinstedter Biogas Betriebs GmbH«.
2006 :
Am 9. November wird die neue Biogasanlage der »Glinstedter Biogas Betriebs GmbH« am Moorlandsweg in Betrieb genommen.
2008 :
Nach achtjähriger Arbeit des Interessenkreises Dorfchronik Glinstedt e.V. wird die 640 Seiten umfassende Dorfchronik unter dem Titel Glinste gestern - Glinstedt heute, am 29. November vom Autor, dem ehemaligen Bürgermeister Gnarrenburgs, Ernst Bayer der Öffentlichkeit vorgestellt.
2017:
Detlef Kück wird am 08.11.2016 zum Ortsbürgermeister gewählt.